3. Oktober 2023

Michael Benninger im Gespräch über Generationen und Ausbildung

Herr Benninger, zunächst dürfen wir Ihrer Frau Christina und Ihnen sehr herzlich zur Geburt Ihres Sohnes Paul gratulieren.

Vielen Dank für die Glückwünsche. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Gratulantinnen und Gratulanten aus der Firma, aber auch in den sozialen Netzwerken bedanken. Meine Frau und ich haben uns sehr über die vielen Glückwünsche und die positive Resonanz gefreut. Danke!

 

Thomas, Hilde, Christina mit Paul, Michael und Günter Benninger

 

Die Geburt eines Kindes stellt für jedes Paar einen neuen Lebensabschnitt dar. In welchem Bereich hat sich Ihr Alltag bisher am stärksten geändert?

Im Privatleben verschiebt sich natürlich der Fokus völlig. Plötzlich ist man zu dritt und der gesamte Tagesablauf will darauf hin abgestimmt sein. Morgens bestimmt nicht mehr der Wecker den Tagesbeginn, sondern unser Sohn. Der ist Frühaufsteher und meldet sich oft schon um fünf Uhr morgens. Beruflich hat sich für mich als Geschäftsführer nahezu nichts geändert. Ich stehe ja nicht nur meiner Familie in der Verantwortung, sondern auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Promotech. Tagsüber liegt nach wie vor meine Aufmerksamkeit in der Firma. Aber wie manche Kollegen schon festgestellt haben, bin ich morgens jetzt sehr früh im Betrieb um abends flexibler zu sein. An dieser Stelle gilt mein Dank auch ganz besonders meiner Frau Christina, die sich um unser Kind kümmert und mir den Rücken freihält.

 

Man sagt ja, die Welt mit Kinderaugen zu sehen, sei eine wichtige Eigenschaft für Erwachsene. Hat sich Ihr Blick auf die kleinen und großen Dinge unserer Welt durch Ihren Sohn geändert?

Jeder Mensch sollte sich und seine Umgebung ständig hinterfragen. Gerade Kinder leben uns das in vielen Bereichen vor. Warum ist das so und nicht so? Wieso muss das so sein? Geht das nicht auch anders? All diese Fragen sind für Kinder selbstverständlich. Auch wir Erwachsene sollten nicht aufhören, das scheinbar Selbstverständliche zu hinterfragen, utopische Lösungsansätze nicht grundsätzlich ausschließen und einengende Grenzen aufbrechen. Gerade als Unternehmer ist diese Herangehensweise eine wichtige Antriebsfeder. Auch wenn sich mein Weltbild seit Pauls Geburt nicht grundsätzlich geändert hat, habe ich gelernt, manche Dinge entspannter und ruhiger zu sehen. Wobei sich das im Arbeitsleben oft schwierig gestaltet, wenn man so mit Herzblut bei der Sache ist, wie ich es bin. (schmunzelt)

 

Das aktuelle Thema der Promotech Inside befasst sich mit Bildung und Ausbildung. Welchen Stellenwert hat für Sie Bildung?

Mein Credo Unser wichtigstes Kapital sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen bei Promotech wohl alle. Das hängt natürlich stark mit der Aus– und Weiterbildung der Mitarbeiter zusammen. Bildung hat daher einen sehr hohen Stellenwert für mich. Das gilt aber nicht nur für die Firma, sondern für unsere ganze Gesellschaft. Bildung stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Vor allem gegenüber unseren Mitbewerbern aus Asien. Österreich ist für Produktionsbetriebe ein Hochpreisland. Wir können unseren Vorsprung nur dann halten, wenn wir uns ständig weiterentwickeln. Dazu ist Bildung der zentrale Schlüssel, sowohl in der Form von Ausbildung als auch in der Weiterbildung.

 

Sie selbst sind ja Absolvent der HTL Ried und der FH Oberösterreich. Wie würden Sie die Bedeutung Ihrer Ausbildung für Ihr heutiges Tätigkeitsfeld einschätzen?

Sie selbst sind ja Absolvent der HTL Ried und der FH Oberösterreich. Wie würden Sie die Bedeutung Ihrer Ausbildung für Ihr heutiges Tätigkeitsfeld einschätzen? Meine Ausbildung stellt klar die Basis für meinen Erfolg im Beruf dar. Die HTL Ried konnte mir jenes technische Know-how vermitteln, das ich brauche, um mit den Expertinnen und Experten technisch versiert diskutieren zu können. Ich würde mich zwar selbst nicht als Techniker bezeichnen, aber doch als technikaffinen Menschen. Meiner ehemaligen Schule darf ich das Kompliment machen, dass ich die Ausbildung genauso wieder machen würde. Ich sehe die HTL Ausbildung allgemein als perfekte technische Basis an. An der FH Oberösterreich erlernte ich im Bachelor und Master-Studium jene kaufmännischen und organisatorischen Themen, die meinen beruflichen Alltag jetzt prägen. Ohne das Wissen um Organisationsgrundsätze und Prozessmanagement könnte ich meine Aufgaben nicht so wahrnehmen, wie es für die Firma nötig ist. Ich konnte also das Beste aus zwei Welten genießen und davon profitieren. Ich möchte keines dieser beiden Ausbildungsfelder missen. Dennoch kann die Ausbildung in einem schulischen oder universitären Umfeld immer nur der Grundstein, die Basis für den eigenen Entwicklungsprozess sein. Es wäre vermessen zu glauben, dass der eigene Lernprozess mit einem Abschlusszeugnis oder einem Diplom beendet wäre. Man bleibt ein Leben lang ein Lernender, der sich Tag für Tag neu beweisen muss. Weiterbildung ist Pflicht, und es kann in keinem Bereich einen Freibrief für abgeschlossenes Lernen geben.

 

Bei Promotech kommt der Aus– und Weiterbildung der Mitarbeiter:innen ein großer Stellenwert zu, Promotech ist Ausbildungsbetrieb seit 1997. Warum engagiert sich die Firma gerade in diesem Bereich so?

Junge Menschen in der Ausbildung von heute sind die Führungskräfte von morgen. Gerade die Karriere des ersten Promotechlehrlings, Johann Kinz, zeigt dies sehr eindrucksvoll. Er begann 1997 als Lehrling im noch jungen Unternehmen Promotech und ist heute federführend im Bereich der Werkzeugkonstruktion für Stanz– und Biegevereinzelungswerkzeuge.

 

Gerade die Lehrlingsausbildung hat in den letzten Jahren eine wahre Renaissance erlebt. Welche Vorzüge sehen Sie in der Lehrlingsausbildung heute?

Die Lehre stellt neben der Ausbildung in den HTLs eine wichtige Ausbildungsmöglichkeit dar. Zum Glück hat man in Österreich inzwischen mit allen Bildungswegen ausgezeichnete Aufstiegschancen und kann erfolgreich sein. Für die Firma hat die Lehre natürlich den Vorteil, dass man auf die Inhalte ganz konkret Einfluss nehmen kann. Im betrieblichen Umfeld können genau jene Kompetenzen vermittelt werden, die später von einem Facharbeiter erwartet werden. Die Ausbildung von Lehrlingen stellt eine wichtige Säule der Mitarbeitergewinnung dar. Wir versuchen hier ein professionelles Umfeld zu bieten, mit unserer Lehrwerkstätte und dem Ausbildungsteam.

 

Lernen soll aber nicht mit dem letzten Schultag enden. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen im Erwachsenenlernen?

Man muss die Bereitschaft haben, sich ständig weiterzuentwickeln und weiterzubilden. Wie vorher bereits erwähnt, kann ein Schulabschluss eben nicht das Ende der Ausbildung sein. Das zeigt sich auch in jenen Bereichen, die für unsere Produktion grundlegend sind. Spritzgussverfahren haben sich in den letzten zwanzig Jahren ständig weiterentwickelt. Daher bekommen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier auch ständig Schulungen. Wären wir auf dem technischen Stand wie bei der Firmengründung stehen geblieben, würde es Promotech heute gar nicht mehr geben. Auch in der Automatisierungstechnik zeigt sich dasselbe Bild. Was für unsere Roboter heute Standardaufgaben sind, wäre vor zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen. Wir müssen uns in allen Bereichen ständig weiterentwickeln.

 

 

Generationen im Bild: Thomas, Michael mit Paul und Günter Benninger

 

Der Fachkräftemangel in der Region ist ja in aller Munde. Auch das hat mit dem Thema Bildung zu tun. Welche Initiativen würden Sie diesbezüglich für wichtig erachten?

Der Fachkräftemangel rührt teilweise auch von der Geringschätzung der Lehre in den letzten Jahrzehnten. Hier hat zum Glück bereits ein Umdenken stattgefunden. Das soll aber natürlich nicht dazu führen, die Ausbildung in den HTLs oder allgemein in den berufsbildenden Schulen nun zu vernachlässigen. Beide Wege sind wichtig und zielführend. Aber hier sind wir auf einem guten Weg. Leider sieht das im Bereich der Umschulungen nicht so aus. Hier gibt es immer wieder Maßnahmen verschiedener Institutionen, die Arbeitskräfte von einem Mangelberuf in einen anderen Beruf mit Fachkräftemangel qualifizieren. Damit ist der Wirtschaft nicht geholfen und der Region mit Sicherheit auch nicht. Hier wäre die Politik gefordert, sinnvollere Konzepte zu erarbeiten.

 

Lernen hat immer auch mit der Weitergabe von Wissen über Generationen hinweg zu tun. Was kann Ihr Sohn Paul am besten von seinem Opa Günter lernen?

Hartnäckig zu bleiben, Dinge zu hinterfragen und zielstrebig zu sein. Manche behaupten ja, die Familie Benninger will das Limit in allen Bereichen pushen. (schmunzelt dabei) Aber Scherz bei Seite, ich hoffe Paul wird genau so hartnäckig und konsequent an der Erreichung seiner Ziele arbeiten, wie ich das vorgelebt bekommen habe und ihm auch vorlebe.

 

Vielen Dank für das überaus interessante Gespräch!
Sehr gerne. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viel Spaß mit der aktuellen Ausgabe der Promotech Inside.